Als ich heute morgen meine Emails checken wollte, viel mir ein Bericht auf Yahoo auf, der mich erschütterte. Dort wird ein neues Buch namens „Au-pair — 33 wahre Geschichten über skurrile Gastfamilien, verrückte Kleinkinder und das große Abenteuer Ausland" von Nina Ponath vorgestellt. Meiner Meinung ist der Bericht (zu dem Buch kann ich noch nichts sagen) völlig übertrieben und zeigt die typischen Vorurteile gegenüber Au-Pair Jobs.


"Aber oft stoßen sie auf durchgeknallte Kinder, Väter im Tiger-Tanga und Mütter mit sadistischen Anwandlungen."

Sicherlich nicht! Natürlich gibt es Ausnahmen, dennoch laufen Au-Pair-Jahre nicht oft in diesen Ausmaßen. „Durchgeknallte“ Kinder sind auch manchmal die eigenen kleinen Geschwister. Kinder haben wilde Momente, in denen sie kaum zu bändigen sind. Dennoch sind sie dann nicht verrückt und es ist nun mal die Aufgabe der Au-Pair sich um die Kinder zu kümmern. Da ist absolut nichts Ungewöhnliches dran.


„Wenn du nichts zu tun hast, geh raus und such dir eine Beschäftigung."

Schon mal etwas von Eigeninitiative gehört? Anscheinend nicht. In jedem Job gibt es mal Momente wo man nichts zutun hat. So sicher auch als Au-Pair. Aber ich habe noch nie gehört, dass man dann „weinend durch die Straßen laufen muss“, nur weil man keine Beschäftigung findet. Seriöse Unternehmen veranstalten regelmäßig Treffen zwischen ihren Au-Pairs. Viele bieten Sprachkurse an. Man könnte auch die Eltern fragen, ob man in einen Verein eintreten darf. Wie der Bericht so treffend sagt, bedeutet Au-Pair „Gegenleistung“. Man passt ein wenig auf Haushalt und Kinder auf und bekommt dafür als Gegenleistung, dass man etwas über die fremde Kultur und ihre Einzigartigkeiten lernt. Doch das passiert nicht von alleine, man muss etwas dafür tun. Zur Kirche gehen, Vereine besuchen, Ehrenamtlich helfen; es gibt unzählige Möglichkeiten, sodass eigentlich keine Langeweile auftauchen sollte.


“Erst nach langer Zeit traute sie sich, gegen die Ungerechtigkeiten aufzubegehren — und siehe da, die Familie gab sich Mühe und das Verhältnis wurde am Ende doch noch gut.“

Ja siehe da, als wenn das so eine große Überraschung wäre. Wir sind Menschen, und das gute an uns ist, wir können miteinander reden! Wir können laut unsere Probleme aussprechen und klären. Eine Familie mit Kindern lebt schon seit Jahren zusammen, jeder kennt die Eigenarten des andern, und meistens fallen manche Kleinigkeiten gar nicht mehr auf. Dennoch fallen sie natürlich dem Au-Pair auf, wenn sie plötzlich mitten in der Familie stehen und mit Ihnen leben müssen. Kein Grund sich zu verkriechen oder von „Ungerechtigkeiten“ zu sprechen, die die Familie wahrscheinlich mit Absicht macht um die Au-Pair zu ärgern. Mit der Familie reden hilft meist immer, nicht meckern oder kritisieren, sondern ganz normal ansprechen, welche Probleme sich ergeben haben und ob sich diese vielleicht klären lassen.


„Dass das Essen extrem ungesund war, konnte Ivy nur schwer akzeptieren.“

Au-Pair bedeutet nicht Weltverbesserer! Man sollte in einer fremden Familie nicht versuchen ihre Gewohnheiten zu „verbessern“, nur weil man es eben von zu Hause anders kennt. Es ist egal ob es sich hierbei um Religion, Essen, Politik oder etwas anderes handelt, Nichts ist besser nur weil die eigene Familie es anders macht. Und wenn die fremde Familie gerne ungesund isst, dann sollte man das akzeptieren. Sie wird sicher nichts dagegen haben, wenn man sich selbst gesünder ernährt.


“Als die Frage kam: „Hat dein Opa im Krieg eigentlich auch Juden getötet?", war sie sprachlos, und verzweifelt.“

Deutsche Geschichte wird immer Thema sein! Daran ist auch absolut nichts Problematisches woran man „verzweifeln“ kann. Das ist eine ganz normale Frage, die andere Leute interessiert. Also beantwortet sie richtig. Erklärt Ihnen was geschehen ist und auch warum die Menschen so waren. So kann man sehr gut mit Vorurteilen gegenüber den Deutschen aufräumen. Ich habe diese Erfahrung selber gemacht, denn gerade viele Amerikaner interessieren sich für Kriegsgeschichte. Ich wurde gefragt, ob wir noch einen Führer in Deutschland haben. Natürlich freut man sich nicht über solche Fragen, aber wir wissen auch nicht wer im Amerikanischen, Französischen oder Chinesischen Parlament sitzt. Warum sollen andere Völker mehr Ahnung von uns haben, als wir von Ihnen? Da braucht man absolut nicht schockiert drüber sein, sondern einfach wahrheitsgemäß antworten und es erklären.



Fazit

Natürlich ist auch der Job als Au-Pair kein Zuckerschlecken. Es gibt gute und schlechte Momente, wie in jedem anderen Beruf auch. Man kann auch im Büro den Chef mit der Sekretärin erwischen oder jeden Morgen einen Hustenanfall bekommen, weil man in einen Raum voller Raucher muss. Auch kann man mal rausgeschmissen werden, weil man sich eben nicht ins Team intrigieren kann. Desweiteren muss man in jedem Job mal Überstunden schieben oder Aufgaben übernehmen die einem gar nicht gefallen. Man darf halt nicht vergessen, das es sich um einen Job handelt und nicht um eine Gelegenheit auf Amerikanische Partys zu gehen oder sich an der Französischen Küste zu bräunen.


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