Ein Jahr im Ausland ist etwas besonderes, wozu nicht jeder Mensch die Möglichkeit hat. Falls ihr die Möglichkeit habt, euch aber noch nicht entscheiden konntet, dann sind diese 5 Gründe genau das richtige für euch. Es gibt sicher noch mehr Gründe, aber diese fünf haben bei mir eine besonders große Rolle gespielt.

Die Familie

Die eigene Familie spielt eine große Rolle, denn wer verlässt seine Familie schon gerne für ein ganzes Jahr. Dennoch muss man bedenken, dass man bei der Rückkehr mit zwei Familien zurück kommt. Mit den Eltern und den Geschwistern im fremden Land kann man meist eine ähnliche Beziehung aufbauen wie mit seiner eigenen Familie. Oft entstehen dadurch jahrelange Freundschaften und die Familien können sich später gegenseitig immer wieder besuchen.

Bei diesem Thema spielen natürlich Erfahrungen die man bei seiner Gastfamilie macht eine besonders große Rolle. Hierzu eine kleine Geschichte aus meinem Austauschjahr:
„Es war Weihnachten 2007 und wir waren unterwegs zur Familie meiner Austauschmutter. Ich war sehr aufgeregt, Fragen wie „Werden sie mich mögen?“ und „Wie werden sie reagieren?“ . Da ihre Familie in Michigan lebt, hatte ich sie zuvor noch nicht kennengelernt. Ich wusste, dass meine Mutter einen Bruder hat der nur etwas älter als ich bin. Das macht Mut, denn zu Leuten im gleichen Alter findet man oft schnell einen guten Draht. Außerdem sollte ich dort ihre Mutter und ihre 4 Tanten und deren Familien treffen. Das würde ein großes Fest werden und ich als Fremde breche einfach so in die weihnachtliche Familientradition. Das waren meine Gedanken und das brachte mir natürlich ein mulmiges Bauchgefühl. Nach langer Fahrt kamen wir endlich an. Es waren schon alle da und das Haus war festlich geschmückt. Dann passierte etwas Magisches mit dem ich nicht gerechnet hatte. Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben, denn die Familie hieß mich Willkommen als würde ich seit Jahren dazu gehören. Viele hatten sogar Geschenke für mich; ich hatte das Gefühl, dass sie mich wirklich als Tochter meiner Austauschmutter sehen und nicht als Gast, der bald wieder das Land verlässt.“
Wegen solchen Erfahrungen kann ich nur sagen, dass man seine eigene Familie nicht verliert, aber eine weitere Familie dazu gewinnt.

Schulnoten

Ich würde allen Austauschschüler dazu raten, sich Organisationen zu suchen, die auf gute Schulnoten keinen besonders hohen Wert legen. Denn diese sollten keine Rolle dabei spielen, dass mein die Chance bekommt ein Jahr im Ausland zu verbringen. Genauso sehe ich das übrigens mit der Schulart die man in Deutschland besucht. Warum sollte ein Gymnasiast besser geeignet sein als ein Hauptschüler? Die Schulart ist meiner Meinung nach völlig irrelevant.
Ich war zwar auch Gymnasiast, aber meine Schulnoten waren auch nicht vorzeigefähig. In Englisch hatte ich sogar eine 4 (Zeugnis Klasse 10), dennoch habe ich in Amerika überlebt. Genauso wie Schüler mit einer 1 die gleichen Sprachprobleme haben werden wie ich. Denn mit normalem Schulenglisch kommt man sowieso nicht sonderlich weit.
Eine Sprache erlernt man in dem man sie aktiv nutzt. Mit den Menschen in diesem Land redet, und wenn nötig mit Zeichensprache. Schämt euch nicht dafür Fehler zu machen, denn selbst Amerikaner sprechen kein perfektes Englisch. Wie auch Deutsche kein fehlerfreies Deutsch sprechen.

Die Kosten

Ein Austauschjahr ist teuer. Das ist ein Punkt der viele Familien abschreckt und das zu Recht. Dennoch gibt es heutzutage viele Möglichkeiten für extra Geld (BAföG) und Stipendien. Organisationen bieten Ratenzahlungen an, mit denen es die Familie leichter hat das Geld aufzubringen (so war es in meinem Fall). Über Stipendien und das Geld werde ich noch weitere spezielle Artikel schreiben, denn das ist ein sehr komplexes Thema. Geld spielt auf jeden Fall eine Rolle und ihr solltet mit eurer Familie darüber sprechen, wie man das Geld aufbringen kann um so dieses Jahr zu ermöglichen. Bei mir ging zusätzlich noch mein für den Führerschein vorgesehenes Geld drauf, aber das war es mir auf jeden Fall wert.

Harte Arbeit

Ein Austauschjahr bedeutet nicht nur Spaß und neue Leute, sondern viel harte Arbeit und wahrscheinlich auch ein paar Tränen. Bewerbung, Auswahlverfahren, die Sprache, alltägliche Konflikte; all das kommt auf einen zu und wahrscheinlich fühlt man sich in diesen Situationen oft alleine vor einem riesigen Berg der unüberwindbar erscheint. Dem ist jedoch nicht so! Erstens kommt man irgendwann immer an der Spitze an und zweitens sind da noch ganz viele andere Kletterer. Heutzutage gibt es auch zu diesem Thema Foren und Blogs wie dieser. Fragen lohnt, denn Menschen die das gleiche durchmachen, verstehen dich meist besser als deine Freunde, die nicht gerade begeistert sind, dass du sie für ein Jahr verlassen willst.

Freunde

So komme ich auch gleich zum nächsten Punkt: Der eigene Freundeskreis. Manche finden es ganz toll, was du vorhast, andere sind skeptisch und vielleicht hast du auch Freunde, die deine Pläne überhaupt nicht gut finden. Das findest du wahrscheinlich auch nicht gut und fühlst dich unverstanden. Erkläre ihnen deine Situation. Sie fühlen sich vielleicht von dir im Stich gelassen und haben Angst, dass du Freunde finden wirst, die sie ersetzen könnten. Natürlich kann das passieren, aber das ist ja nicht der Grund warum du ein Austauschjahr machen möchtest. Deine guten Freunde werden das akzeptieren.

Oft wird einem vor dem Austauschjahr auch erzählt, dass man nach der Rückkehr nicht mehr mit seinen „alten“ besten Freunden befreundet sein wird. Das hat mir persönlich sehr viel Angst gemacht und ich habe die Angst meinen Freunden mitgeteilt. Das hilft beiden Seiten.
Ich persönlich war wieder mit meinen Freunden unterwegs mit denen ich auch vor dem Austauschjahr am meisten zutun hatte. Erfahrungen von anderen Austauschschülern zeigen aber, dass das die Ausnahme ist. Das ist ein Risiko was man als Austauschschüler eingeht. Doch wenn beiden Seiten die Freundschaft wichtig ist, und man darauf achtet Kompromisse einzugehen und auf die Wünsche des anderen zu achten, dann ist es nicht so schwer gute Freundschaften aufrecht zu erhalten.

Fazit

Insgesamt müsst ihr euch natürlich alleine entscheiden. Ihr müsst euch klarmachen was ihr wollt. Ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen in einer fremden Umgebung erwartet euch, wenn ihr euch für ein Austauschjahr entscheidet. Es ist sicher einfacher zu Hause bei seinem geregelten Tagesablauf zu bleiben. Aber werdet ihr dann irgendwann mal in eurem Leben eine Amerikanische High-School, ein russisches Straßenfest oder einen Afrikanischen Tanz erleben, als würdet ihr dazugehören?


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